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CONTKOM Abschlussbericht (01/2011)

Kommunikation für Contergangeschädigte per Spracherkennung und Sprachsteuerung

Pilotprojekt der Deutschen Conterganstiftung

Gefördert von der Conterganstiftung für behinderte Menschen | Stiftung des öffentlichen Rechts, Köln

Antje Blumenthal
Vorsitzende des Vorstands der Conterganstiftung für behinderte Menschen

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich, Ihnen den Abschlussbericht zu »CONTKOM« vorzulegen.

Der Vorstand der Deutschen Conterganstiftung förderte damit ein hochinteressantes Pilotprojekt:

Die Einführung der Spracherkennung und der Sprachsteuerung des Computers für contergangeschädigte Menschen.

Ausschlaggebend für unsere Förderung war zum einen der von der Hilfsgemeinschaft für Contergangeschädigte Hamburg e.V. und der Firma Brandt Spracherkennung dargelegte Nachweis der großen Erleichterungen, die diese neuen Hilfsmittel für Contergangeschädigte darstellen.

Zum anderen konnte ich mir anlässlich der Präsentation der Spracherkennung auf der Jahreshauptversammlung 2010 der Schwerbehindertenvertrauenspersonen in der Hamburger Wirtschaft selbst einen Ein-druck davon machen, auf welch hohem Niveau diese neue Technologie heute angewendet werden kann.

Es ist mit dem Pilotprojekt nicht nur gelungen Contergangeschädigte zur professionellen Handhabung der Spracherkennung zu befähigen, sondern einige von ihnen auch selbst zu Ausbildern in der Spracherkennung heranzubilden. Sie werden künftig in der Lage sein, körperbehinderte Menschen besonders authentisch zu schulen.

Als Fazit können wir nur alle zuständigen Stellen anregen, für viele körperbehinderte Menschen von dieser neuen Technologie und Pädagogik Gebrauch zu machen.

Das Ergebnis

CONTKOM, dieses von der Conterganstiftung für behinderte Menschen geförderte Pilotprojekt, verfolgte das Ziel, Contergangeschädigte und andere körperbehinderte Menschen auf der Grundlage speziell erarbeiteter Ausbildungsmaterialien mit der Spracherkennung und der Sprachsteuerung des Computers vertraut zu machen. Und zwar in der Art, dass sie anschließend professionell damit arbeiten, umfassender als bisher an der gesellschaftlichen Kommunikation teilhaben und den schmerzhaften Spätfolgen jahrzehntelanger Zwangshaltungen infolge ihrer Behinderungen nachhaltig entgegenwirken können.

Dieses Ziel wurde insgesamt und in allen seinen Teilabschnitten in vollem Umfang erreicht.

Ein bislang beispielloses Pilotprojekt wartet so mit durchaus richtungsweisenden Ergebnissen auf:

Es ist möglich, körperbehinderte Menschen binnen einer Woche zur Bedienung des Computers per Sprache auszubilden. Das ermöglicht es Ihnen, Office-Tätigkeiten ebenso professionell auszuführen wie Nichtbehinderte.

Es erweist sich als sehr sinnvoll, die Umsetzung des im Kurs Gelernten in die Praxis durch Workshops zu begleiten und die Kenntnisse zu vertiefen.

Schon nach wenigen Wochen verzichten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die Bedienung der Tastatur. Sie werden laufend motiviert, die Spracherkennung und Sprachsteuerung immer besser zu be-herrschen, weil sie eine deutliche körperli-che Entlastung bei steigender Produktivität ihrer Tätigkeit verspüren.

In einer E-Mail schreibt die Teilnehmerin Christiane Schwartau aus Hamburg an Brandt Spracherkennung:

»Am Donnerstag war ich ganz erschrocken, mit wie viel Freude ich einen eigentlich un-angenehmen Text auf der Arbeit diktiert habe. Ein Brief, für den ich sonst locker ei-nen halben Tag benötigt hätte, war nun in einer Stunde fertig!

Der Höhepunkt des Pilotprojekts war die Ausbildung der Ausbilder:

Durch den kurzfristigen Ausfall eines Teilnehmers nahmen daran nur drei Contergangeschädigte teil. Die intensive Arbeit mit ihnen machte natürlich deutlich, dass der Sprung vom Auszubildenden zum Ausbilder nicht in einer Woche gemeistert werden kann, obwohl im Einzelnen sehr gute Ergebnisse erzielt wurden.

Insgesamt verwirklichte dieser Teil der Ausbildung den so genannten Peer-to-Peer-Gedanken, in diesem Fall also: Contergangeschädigte helfen Contergangeschädigten. Es ist zu erwarten, dass contergangeschädigte Ausbilder besonders authentisch andere Contergangeschädigte sowie überhaupt körperbehinderte Menschen ausbilden können.

Uns war von Anfang an klar, dass die Einarbeitung in eine professionelle Ausbildertätigkeit eine Art Referendariat erfordert. Dazu schlagen wir künftig vor, solche Ausbildungen immer im Team von erfahrenen und neuen Ausbildern durchzuführen.

Das speziell für Contergangeschädigte und körperbehinderte Menschen ausgearbeitete didaktische Material aus Handbuch, Lehrbögen, Übungseinheiten, Vorlesungen und Begleitmaterialien erwies sich als sehr hilfreich und auch längerfristig tauglich. Gleichwohl konnten wir viele Hinweise für Verbesserungen im Detail aufnehmen und in die Überarbeitung des Unterrichtsmaterials einfließen lassen.

Die Ergebnisse sprechen unbedingt dafür, dass die professionelle Nutzung der Spracherkennung und Sprachsteuerung nicht länger einer Handvoll Teilnehmerin-nen und Teilnehmern an diesem Pilotprojekt vorbehalten bleibt. Wir können nur an alle infrage kommenden Kostenträger appellieren, ihren Klienten eine entsprechen-de Einrichtung aus Hard- und Software so-wie vor allem eine professionelle Ausbildung zukommen zu lassen.

Der Conterganstiftung gilt unser aufrichtiger Dank für ihre hervorragende Unterstützung des Pilotprojekts, die die im Folgen-den dargestellten Ergebnisse erst ermög-lichte.

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Die Ausgangslage

Von den 5.000 Anfang der Sechzigerjahre des vorigen Jahrhunderts in Deutschland geborenen Contergangeschädigten sind die heute noch lebenden etwa 2.700 Contergan-Erwachsenen mittlerweise 50 Jahre alt.

Permanente Fehl- und Schonhaltungen und zwangsläufig mangelnde Beweglichkeit führen bei ihnen zu einer immer schnelleren körperlichen Degeneration.

All dies belegt die Studie von Marina Enns, David Rester und Bernd Seeberger: »Zur Lebenssituation älterwerdender Contergangeschädigter Menschen« (Verlag Urban & Vogel, Mai 2009).

Neben den körperlichen Defiziten bei zu-nehmendem Alter ist es aber genauso wichtig, der Vereinsamung dieser Menschen zu begegnen, ihnen neue Möglichkeiten der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und alternative berufliche Perspektiven zu eröffnen.

Mit der Spracherkennung und Sprachsteuerung des Computers können heute Contergangeschädigte das so beschwerliche Tippen durch das gesprochene Diktat ersetzen, welches in Echtzeit auf dem Computer in Text umgewandelt wird. Das eröffnet ihnen eine umfassendere Nutzung der neuen Kommunikationsmöglichkeiten wie zum Beispiel Chatten und Surfen im Internet und neue Berufschancen im Office-Bereich. Vor allem aber kommt für Contergangeschädigte hinzu, sich endlich von körperlichen Schon- und Zwangshaltungen am Rechner mit allen implementierten (Spät)Folgen zu verabschieden und wirklich entspannt arbeiten zu können.

Menschen mit körperlichen Behinderungen, die von der Sache her die hauptsächlichen Nutznießer der Spracherkennung und Sprachsteuerung sind, kommen bislang mit dieser kaum in Berührung. Mit diesem Pi-lotprojekt soll untersucht werden, wie und mit welchem Erfolg das verändert werden kann.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Grundkurs A

Das Projekt

Es gibt bislang noch kein spezifisch auf Menschen mit körperlichen Behinderungen abgestimmtes Ausbildungssystem auf dem Gebiet der Spracherkennung und der Sprachsteuerung des Computers.

Der Aufbau eines solchen Systems der Weiterbildung schließt die Ausbildung von Lehrern der Spracherkennung und Sprachsteuerung ein, die selbst contergangeschädigt und deshalb besonders in der Lage sind, den spezifischen Anforderungen der Lernenden zu entsprechen.

Contergangeschädigte beraten und unter-richten Contergangeschädigte – dieses Prinzip entspricht dem Peer-to-Peer-Gedanken, der vor allem in England, aber auch mehr und mehr in Deutschland der Arbeit mit behinderten Menschen wichtige neue Impulse gibt.

Das von der Conterganstiftung geförderte Pilotprojekt zielte deshalb darauf ab,

  • Ausbildungspläne, Schulungsmaterial und Curricula speziell für Contergangeschädigte Erwachsene zu entwickeln,
  • in einem Pilotprojekt in zwei Gruppen von jeweils 7 Teilnehmern Contergangeschädigte in der Spracherkennung und Sprachsteuerung auszubilden,
  • die Grundlagen für die Ausbildung von contergangeschädigten Lehrern der Spracherkennung und Sprachsteuerung zu erarbeiten, und
  • geeignete Teilnehmer zu Lehrern auszubilden – sowohl für Contergangeschädigte als auch für weitere körperbehinderte Menschen, ins-besondere Kinder und Jugendliche.

Die beteiligten Menschen

Im Rahmen einer Veranstaltung »Ihr Computer gehorcht aufs Wort!« im Juni 2010 unter der Schirmherrschaft von Professor Dr. paed. habil. Norbert Breier – Erziehungswissenschaftler an der Universität Hamburg unter besonderer Berücksichtigung der Didaktik der Informatik – machte das Hilfswerk für Contergangeschädigte e.V. Hamburg das Projekt erstmals öffentlich bekannt.

Unter den etwa 50 Besuchern waren 18 Contergangeschädigte und 5 körperbehinderte Menschen vertreten, von denen sich 12 in eine Interessentenliste für das Pilotprojekt eintrugen.

Schließlich repräsentieren die Kurse 11 Contergangeschädigte aus Hamburg, Schleswig-Holstein, Berlin, Bayern und Nordrhein-Westfalen. Hinzu kamen 3 weitere körperbehinderte Menschen, darunter ein junger Informatik-Student aus Greifswald, der ohne Arme und ohne Beine geboren wurde.

Die Ausbilder Stephan Brandt und Thomas Mack wurden in den Lektionen »Atem- und Artikulationsübungen« von der Schauspielerin Franziska Baldes glänzend unterstützt.

Das Tagungshotel auf einer Halbinsel im Plauer See bot mit seinen Seminarräumen, seiner allseitigen Barrierefreiheit und seiner sehr angenehmen naturnahen Atmosphäre die notwendige Entspannung zum durchaus anstrengenden Kursprogramm.

Einer der Besten: Christian Arndt, ohne Arme und ohne Beine. Alles per Sprache!

Die Grundausbildung

Die einwöchige Grundausbildung in zwei Gruppen von jeweils 7 Teilnehmerinnen und Teilnehmern erwies sich als notwendige weil erfolgreiche Methode, um das Ziel einer weitgehend professionellen Anwendung der Spracherkennung (und in Grenzen auch der Sprachsteuerung) im Anschluss an den Kurs zu gewährleisten.

In zehn Lektionen – täglich zwei in je ein-einhalb Stunden am Vormittag und vier Übungsnachmittagen – lernten die Teilnehmer

  • die historischen und technischen Grundlagen der Spracherkennung,
  • das Diktieren in Dokumenten und E-Mails,
  • das richtige Artikulieren und Diktieren,
  • das Erstellen eigener Sprachbefehle zur Beschleunigung des Workflows,
  • die Grundlagen der Steuerung des Computers sowie das Surfen im Inter-net per Sprachbefehlen.

Ein Highlight dieser Ausbildung war zweifellos die Atem- und Sprechausbildung durch Frau Baldes. Dabei geht es um das Training des neuen Eingabemediums Sprache, welches das beim Tippen verwendete Medium, die Hände, ersetzt und natürlich entsprechend geschult werden muss. Schätzungsweise 80 % aller Erkennungsfehler bei der Spracherkennung sind auf Artikulationsfehler zurückzuführen.

Außerdem erfordert die Spracherkennung, das zu Diktierende vor dem Aussprechen im Kopf vorzuformulieren. Die Erhöhung der Trefferquoten vor und nach dem Atem- und Sprechtraining beeindruckte alle Teilnehmer.

Christian Arndt erklärte nach der Grund-ausbildung, mit der Spracherkennung nun um ein Vielfaches schneller zu sein als mit seiner vorherigen Methode, die Tastatur mittels eines Mundstabes zu bedienen.

Die Workshops

Zu den beiden Workshops kamen sechs Wochen nach Abschluss des Grundkurses ausnahmslos alle Teilnehmer.

Das unterstreicht das große Interesse, intensiv mit der Spracherkennung und Sprachsteuerung weiterzuarbeiten und das eigene Niveau zu verbessern.

Beide Workshops verliefen nach dem vorbereiteten Konzept:

  • Einführung in die Version DNS 11 Professional – was ist neu – entsprechende Diktier- und Befehlsübungen,
  • systematische Lösung bislang ungeklärter Fragen, und
  • systematisches Befehlstraining. Alle Befehle einer speziell für diesen Workshop angelegten umfangreichen Befehlsübersicht werden ausprobiert und die wichtigsten neuen vermerkt.

Bei aller Begeisterung zeigte sich aber doch, dass bei der Einführung in die neuen Befehle die Fähigkeiten der Teilnehmer im Um-gang mit Textverarbeitungs- und anderen Programmen sehr unterschiedlich sind. Diese unterschiedlichen Eingangsvoraussetzungen müssen bei künftigen Kursen stärker beachtet und gegebenenfalls durch besondere Einführungen in das Betriebssystem und die wichtigsten Anwenderprogramme gelöst werden.

Alle Teilnehmer zeigten sich zufrieden bei der Lösung aller zwischenzeitlich aufgetretenen Fragen und Probleme. Sie regten an, künftig – etwa halbjährlich – einen derartigen Erfahrungsaustausch untereinander zu organisieren.

Zum guten Diktieren muss man richtig atmen lernen

Die Ausbildung der Ausbilder

An dem Ausbilderkurs nahmen drei Contergangeschädigte erfolgreich teil.

Einen Tag vor Beginn des Kurses musste einer der aussichtsreichsten Kandidaten, Christian Arndt, leider aus persönlichen Gründen absagen. Sobald es eine Möglichkeit dazu gibt, will er diesen Kurs nachholen.

Maßgeblich für den Erfolg war die konsequente Anwendung der Fünfschrittmethode, um die Teilnehmer zu befähigen, einen zielgerichteten Unterricht durchzuführen. Das bedeutete, dass

1. jede Aufgabe von der Schulungsleitung mit einem kurzen Vortrag eingeleitet wurde, der das Lernziel klarmachte,

2. sich die Demonstration der Lerninhalte anschloss, gefolgt von

3. einer Übungsphase zur Vorbereitung der Präsentation der Unterrichtseinheit durch die Teilnehmer,

4. die Vorträge und Präsentationen durch die Teilnehmer selbst, und

5. in der gemeinsamen »Manöverkritik« der Ausbildungserfolg gründlich beraten wurde.

In der Auswertung unterstrichen alle, dass sie die Aufgabe für erfüllt halten, der Wochenkurs zugleich aber zu anstrengend sei und künftig in ausgedehnteren Zeiteinheiten durchgeführt werden sollte.

Die drei contergangeschädigten Absolventen verkörpern nun den Peer-to- Peer-Gedanken: Contergangeschädigte bilden Contergangeschädigte aus. Wir empfehlen, dass sie bei künftigen Kursen zunächst im Sinne einer Art Referendariat eine Zeitlang mit erfahrenen Ausbildern gemeinsam Kur-se durchführen, bevor sie dies allein tun.

Die Lehr- und Lernmittel

Eine reproduzierbare Ausbildung auf professionellem Niveau ist undenkbar ohne ein entsprechendes didaktisches Konzept und Material. Das Projekt beinhaltete deshalb die Aufgabenstellung, ein solches Material für Contergangeschädigte für die Spracherkennung und Sprachsteuerung zu erstellen, anzuwenden, auszuwerten und weiterzuentwickeln.

Zurückgreifen konnten wir allein auf das zur Spracherkennungssoftware bereitgestellte Benutzerhandbuch, das sich aber für unsere Zwecke als unzureichend erwies, weil es natürlich für eine andere Zielgruppe entworfen wurde. Stephan Brandt und Thomas Mack brachten in die pädagogischen Auf-gaben ihre langjährigen Erfahrungen in der Spracherkennung, der Behinderten- und Erwachsenenbildung auf den Gebieten IT, Behindertensport und Rhetorik ein.

In Beratungen insbesondere mit Professor Dr. habil Helmut Richter, Fachbereich Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg, wurde ein »3-Stufen-Handbuch« konzipiert und von Brandt Spracherkennung systematisch zu einem didaktisch anspruchsvollen Handbuch für Contergangeschädigte ausgebaut. Es hat sich in der Praxis sehr bewährt, und die Teilnehmer be-richten, dass sie auch nach dem Kurs intensiv damit arbeiten.

Die Ausbildung selbst wurde entlang speziell ausgearbeiteter Curricula durchgeführt, die ihren Ausdruck in Lehrbögen fanden, die die Teilnehmer im Anschluss an jede Lektion ebenso ausgehändigt bekamen wie die Übungsaufgaben für die individuellen Einheiten am Nachmittag. Zu jeder Lektion gehörten zudem speziell ausgearbeitete PowerPoint Vorträge. Die Ausbildung der Ausbilder wurde darüber hinaus noch vertieft mit einem speziellen Bildungsplan so-wie Vorlesungen zu jeder Einheit, die eben-falls den Teilnehmern zur Verfügung gestellt wurden.

In der Auswertung hoben die Teilnehmer die Nützlichkeit dieser Materialien ausdrücklich hervor. Besonders positiv bewerteten sie die intensive persönliche Betreuung durch die Ausbilder über den gesamten Schulungszeitraum.

Die Schlussfolgerungen

Das Pilotprojekt der Deutschen Conterganstiftung stellt unter Beweis, dass die Sprach-erkennung und die Sprachsteuerung des Computers für Contergangeschädigte und andere körperbehinderte Menschen sehr gute Hilfsmittel sind, die ihnen Arbeit und Leben erleichtern und weiteren Folgeschäden ihrer Behinderung vorbeugen.

Von den 2.700 Conterganbehinderten in Deutschland kommen rund 800 für die Nutzung der Spracherkennung und Sprachsteuerung infrage, von den über 70.000 Dysmeli-Geschädigten im Alter zwischen 15 und 65 Jahren mindestens 30.000.

Es werden viele neue Trainer auf der Grundlage des Peer-to-Peer-Gedankens gebraucht: »Contergangeschädigte helfen Contergangeschädigten«.

Zu den Kursen wurden folgende Erfahrungen gemacht:

  • In einer Woche können Teilnehmer befähigt werden, die Grundlagen der Spracherkennung zu beherrschen und
  • erfolgreich mit ihr zu arbeiten. Der Unterrichtsstoff muss dazu allerdings auf das absolut Notwendige konzentriert werden, um die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht zu überfordern.
  • Als Eingangsvoraussetzungen müssen gegebenenfalls Grundkenntnisse im Umgang mit Betriebssystem und Textverarbeitungsprogrammen vermittelt werden.
  • Maximal fünf Teilnehmer pro Gruppe, um eine gemeinsame wie individuelle Ausbildung zu ermöglichen.

Der erfolgreiche Abschluss des Pilotprojekts stellt eine Ermutigung für alle zuständigen Stellen dar, diese neuen Hilfsmittel massenhaft einzusetzen, um körperbehinderten Menschen eine umfassendere Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und Folgeschäden ihrer Behinderung wirkungsvoll vorzubeugen